Eine viktorianische historische Romanze – genau das, was ich eigentlich nicht lese! Historische Romane sind so gar nicht meins und auch das Setting allgemein ist nicht unbedingt meine erste Wahl. Aber “Belles of London” hat irgendwie mein Interesse geweckt und es hieß mal wieder: Raus aus der Comfort Zone! In der Vergangenheit hat mir das schon viele interessante und gute Buchbegegnungen beschert – umso gespannter war ich, wie es hier endet.
Worum geht’s?
“Die einzige Chance, die Aufmerksamkeit heiratswilliger Gentlemen auf sich zu ziehen, sieht Evelyn Matravers darin, mit ihren Fähigkeiten als Reiterin zu glänzen. Dafür sucht sie den Schneider auf, der auch einige berühmte Londoner Kurtisanen mit spektakulären Reit-Outfits ausgestattet hat. Ahmad Malik besitzt ein besonderes Talent, die Schönheit jeder Frau zu betonen. Noch nie ist Evelyn einem Mann begegnet, der so tief in ihr Innerstes blicken kann, und schon bald keimen zarte Gefühle zwischen ihnen auf. Doch als Sohn einer indischen Mutter hat Ahmad es nicht leicht, Anerkennung zu finden. Kann Evelyns Traum, die Vorurteile der Gesellschaft gegen alle Widerstände zu überwinden, wirklich wahr werden?” (Quelle: LYX Verlag)
Der Klappentext an sich klang nicht besonders, denn es ging wieder um das Thema Heirat – wie ich vielen Romanen dieser Zeit. Aus nachvollziehbarem Grund natürlich. Was mich jedoch gefesselt hat, waren eindeutig die Charaktere. Von der ersten Seite an merkte man, wie liebevoll diese gestaltet waren und insbesondere die erste Begegnung mit Ahmad blieb mir direkt im Kopf. Seine Figur war mir generell die liebste, da in Zusammenhang mit ihm auch gesellschaftliche Herausforderungen deutlich skizziert wurden. Er ist ungeschlagen in dem, was er tut – bleibt aufgrund seiner Herkunft aber oft außen vor.
Evelyn selbst ist eine grandiose Hauptfigur, die selbstbewusst, sympathisch und vor allem klug ist. Sie hat klare Vorstellungen von dem, was sie will – und was nicht – und setzt sich für andere ein.
Mit zwei so starken Hauptcharakteren, die mir direkt sympathisch und die vor allem authentisch waren, versprach das Buch direkt von Beginn an viel. Und hat mich nicht enttäuscht! Der Story möchte ich an dieser Stelle nichts weiter vorwegnehmen.
Es war zusätzlich zum ungewohnten Genre auch das erste Buch von Mimi Matthews für mich. Ihren Schreibtstil fand ich sehr angenehm und die Wortwahl immer passend zum Setting und den Gesprächen. Die Dialoge waren kurzweilig, aber immer interessant und teils sehr witzig.
Für mich tatsächlich eine absolute Überraschung und Leseempfehlung – für die, die das Genre bereits lieben oder die, die ihre Lese-Comfort-Zone auch mal wieder verlassen möchten. 5/5 Sternen!