Poetisch und tröstend: Das Archiv der Herzschläge [Rezension]

Das Archiv der Herzschläge
Anzeige: Das Rezensionsexemplar wurde mir kostenlos zur Verfügung gestellt.

Das Archiv der Herzschläge – auf dieses Buch bin ich vor allem wegen des unsagbar schönen Titels gestoßen. Ein Archiv? Für Herzschläge? Count me in! Obwohl direkt klar war, dass es sich hier um keine Fantasy-Story (die ich sonst am liebsten lese) handelt, war ich neugierig. Ich bin schon öfter über Bücher wie dieses gestolpert und habe auch schon ähnliche gelesen: Japanische Stories in dieser Art sind meist vom Stil her sehr ruhig, aber hochgradig poetisch und rütteln auf sanfte Art und Weise viel in einem auf. Entsprechend war auch meine Erwartung an dieses Buch – und sie wurde erfüllt.

Die Geschichte dreht sich um Shūichi, einen Illustrator, der nach dem Tod seiner Mutter in sein Elternhaus zurückkehrt. Dort begegnet er Kenta, einem achtjährigen Jungen, der ihn mit seiner kindlichen Weisheit und seiner eigenwilligen Sicht auf die Welt fasziniert. Zwischen ihnen entwickelt sich eine ungewöhnliche Verbindung, die sie schließlich nach Teshima führt – zum Archiv der Herzschläge. Die Verbindung der beiden ist wirklich besonders – und vor allem aus etwas entstanden, was leider viele Menschen empfinden: Einsamkeit. Die Beziehung der beiden ist wandelbar, trotz des deutlichen Altersunterschiedes – mal ist sie fast väterlich, mal brüderlich, mal freundschaftlich.

Die Erlebnisse von Shūichi und Kenta entfalten sich in einem ruhigen Erzählstil, der zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechselt und die Backstory der Charaktere nur langsam und Stück für Stück aufdeckt. Viel mehr möchte ich zur Story und der Beziehung der beiden gar nicht sagen – hier liegt das Schöne im Lesen und Erleben.

Eine ganz zentrale Frage des Buches ist am Ende: Kann man wirklich glücklich sein, wenn man nie gelernt hat, mit Schmerz umzugehen? Wie gehen wir mit Trauer um? Können wir trotz dieser unsagbaren Schwere dieses Gefühls heilen und wieder glücklich werden? Trotz dieser doch recht schwerwiegenden Fragestellung ist das Buch ein Trostspender und Mutmacher und hat nahezu heilende Wirkung. All das wirkt noch lang in einem nach.

Laura Imai Messinas Schreibstil ist poetisch, elegant und voller unaufdringlicher, bedeutungsvoller Momente. Sie beschreibt die kleinsten Details mit viel Liebe und Geschick.

Alles in allem ist Das Archiv der Herzschläge kein Buch, das man mal eben so durchliest. Ich habe auch eine Weile gebraucht, da man hier eher immer mal reinliest als es in einem zu verschlingen. Das Buch ist ein stilles, melancholisches Werk, das nachwirkt – wie ein Echo in der Stille oder ein leiser Herzschlag, der lange in Erinnerung bleibt.

 

 

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